Kritik am Sprachgebrauch von Plusminus

Porträt von Christian Judith (c) k-ProduktionKommentar von Christian Judith, Bioethischer Sprecher der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben e.V.  zu einem TV-Bericht von Plusminus  (ARD vom 12.10.10) der u.a. den Begriff Krüppel verwendete.


Sehr geehrte Damen und Herren,

eben musste ich in Ihrer Sendung (Plusminus vom 12.10.10, im Beitrag zum Thema "Berufsunfähigkeit") erfahren, dass durch Sie und Ihren Umgang mit Sprache Menschen mit Behinderung diskriminiert werden. Zitat: "Jürgen Weber wird Zeit seines Lebens Schmerzen haben und ein Krüppel bleiben."

Was wollen uns die Autor/innen damit sagen. Was für ein Menschenbild steckt in
diesen Köpfen? Wie werden Menschen mit Behinderung in Ihrer Redaktion
gesehen? Was heißt für Sie Krüppel? Der Begriff Krüppel ist ein Schimpfwort, um Menschen mit Behinderung zu diskriminieren. Es ist schlimm, dass in Zeiten der Behindertenrechtskonvention in Ihrer Redaktion immer noch Menschen so unsensibel sind und Menschen mit Behinderung durch solche Beiträge abgewertet werden.

Allein die Einleitung zu diesem Beitrag zeigt, welch gefährliches Menschenbild dahinter zu stecken scheint. Zitat: "Langes Gehen ist für Jürgen Weber unmöglich. Er ist nicht einmal 50 Jahre alt – und doch kommt er nur im Schneckentempo voran."

Was soll damit gesagt werden? Welche Auswirkungen hat eine solche Aussage auf Menschen, die sich nicht schnell und ohne Schmerzen bewegen können?
Schade, da hätte ich mehr von Ihnen erwartet.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Judith
Bioethischer Sprecher der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben e.V.