ISL entwickelt Fortbildungsplan für Ärzteschaft

Porträt von Eileen Moritz (c) ISL e.V.Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL) hat einen modellhaft angelegten Fortbildungsplan „zur Sensibilisierung von ÄrztInnen für einen barrierefreien Praxisalltag“ erstellt. Hintergrund ist die Tatsache, dass mangelnde Barrierefreiheit den Zugang zu Arztpraxen vielfach erschwert. „Damit ist aber nicht nur die bauliche Barrierefreiheit gemeint“, betont Eileen Moritz, Referentin der ISL. „Viele Menschen mit Behinderungen berichten uns von der unsicheren oder gar ablehnenden Haltung mancher ÄrztInnen ihnen gegenüber. Solche kommunikativen Barrieren zeigen sich beispielsweise im Umgang von ÄrztInnen mit blinden und gehörlosen Frauen und Männern oder im Kontakt mit Menschen mit sogenannten geistigen Behinderungen.“ Ferner gibt es nach Ansicht der ISL Barrieren bei einem einseitig heilungsorientierten Selbstverständnis der Ärzteschaft. Bei Behinderung oder chronischer Krankheit geht es nicht um Heilung, sondern vielmehr um eine kontinuierliche Begleitung: „Ähnlich der entwickelten Standards zur Akut- und zu Palliativ-Medizin bedarf es Standards für eine bedarfsgerechte und begleitende Medizin für behinderte und chronisch kranke Menschen“, so Moritz. „Wir benötigen eine Medizin, die Behinderung nicht negiert, sondern die daraus resultierende Lebenssituation verbessert – und wir benötigen auch die Ärztinnen und Ärzte, die diese Anforderungen umsetzen.“

Vor diesem Hintergrund hat sich die ISL e.V. im Jahr 2010 in Form eines Modellprojekts, das vom Bundesministerium für Gesundheit finanziell gefördert wurde, der Sensibilisierung von ÄrztInnen gewidmet. Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass entsprechende Fortbildungsveranstaltungen von ÄrztInnen kaum besucht werden, da sie befürchten, moralisch unter Druck gesetzt und in ihren eigenen Problemlagen nicht respektiert zu werden. Deshalb wurden andere Veranstaltungsformen und didaktische Methoden entwickelt, um ÄrztInnen direkter anzusprechen und für die Thematik zu sensibilisieren.  Im Jahr 2011 sollen mit Landesärztekammern Fortbildungsmaßnahmen nach dem vorliegenden Curriculum durchgeführt werden.