Ist Herr Lindner der Sarrazin der PID?

Porträt von Christian Judith (c) k-produktionEin Kommentar von Christian Judith, Bioethischer Sprecher der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL)

„FDP-Generalsekretär Christian Lindner bezeichnet die PID als ethischen Fortschritt. Konnte man bereits die Frage, ob es sich um einen wissenschaftlichen Fortschritt handelt, kontrovers diskutieren – die Atombombe ist wissenschaftlich betrachtet auch ein Fortschritt – so verschlägt es einem und einer die Sprache, was von Herrn Lindner als ethischer Fortschritt bezeichnet wird, nämlich die Präimplantationsdiagnostik (PID). Die PID ist ein Verfahren, um Menschen mit Behinderung nicht auf die Welt kommen zu lassen. Die Selektion von Menschen in „lebenswert“ und nicht „lebenswert“ (die Kategorie „lebenswert“ wurde von den Nazis bei der Vernichtung von Menschen mit Behinderung benutzt, um in den Köpfen der Menschen eine Akzeptanz für die Vernichtung zu erreichen, hier bei diesem Gedankengut aber scheint er wieder zu passen) findet hier im Labor statt.

Der Mensch, der in den Augen des Generalsekretärs der FDP nicht gewünscht ist, darf vernichtet werden. Das Leben wird einem vermeintlichen Wertekanon unterworfen und wer nicht passt, darf nicht leben. Von einem Generalsekretär erwartet man mehr, als dass die unreflektierten Ängste eines Großteils der Bevölkerung bezüglich Krankheit und Behinderung, die bei diesem Thema ohne Zweifel vorhanden sind, bedient werden.

Was ist der ethische Fortschritt an der PID? In welche geistige Tradition reiht sich hier die FDP ein? Wann ist das Leben für die FDP schützenswert?“