Sparschweine für Recht auf Sparen übergeben
Mit der Übergabe ihrer Sparschweine an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Berlin haben behinderte Menschen im Vorfeld des Weltspartages ein Recht auf Sparen eingefordert. Behinderte Menschen, die Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben brauchen, müssen regelmäßig einen Großteil ihres Einkommens und Vermögens an das Sozialamt abgeben. Sie fordern im geplanten Bundesteilhabegesetz eine einkommens-, vermögensunabhängige und bedarfsdeckende Unterstützung für behinderte Menschen zu verankern.
"Unser Glück dauerte nur einen kurzen Moment, als wir geheiratet hatten. Seitdem haftet mein Mann voll für meine behinderungsbedingten Kosten mit und wurde deshalb mit mir in die Armut getrieben. Obwohl wir beide einen guten Hochschulabschluss und Berufe mit einem guten Einkommen haben, bleibt uns nur wenig mehr als das Existenzminimum - und das lebenslang. Jeder von uns muss 40 Prozent seines Einkommens abgeben und wir dürfen zusammen gerade 3.200 Euro ‚Vermögen‘ besitzen", schilderte Antje Claßen-Fischer aus Berlin ihre gegenwärtige Situation. Auch Nancy Poser, die als Richterin in Trier arbeitet, darf aufgrund der Tatsache, dass sie Assistenz im Alltag benötigt, nicht mehr als 2.600 Euro ansparen, weil die Hilfen für behinderte Menschen im Sozialhilferecht angesiedelt sind.
Im Anschluss an die Auftaktaktion in Berlin schicken behinderte Menschen aus verschiedenen Regionen Deutschlands anlässlich des Weltspartages am 31. Oktober weitere mit Münzen gefüllte Sparschweine an die SozialministerInnen der Länder und des Bundes. Damit fordern sie, mit der Schaffung eines einkommens- vermögensunabhängigen und bedarfsdeckenden Bundesteilhabegesetzes endlich auch das Recht auf Sparen für behinderte Menschen sicher zu stellen.
Nach dem Auftakt der Sparschwein-Aktion für ein Recht auf Sparen vor dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Berlin hat ISL-Vorstandsmitglied Uwe Frevert aus Kassel das Sparschwein seiner Söhne, das ebenfalls von der Anrechnung des Einkommens und Vermögens auf die Finanzierung seiner Persönlichen Assistenz betroffen ist, an Hessen Sozialminister Stefan Grüttner geschickt.
"Anlässlich des Weltspartages am 31. Oktober übersende ich Ihnen beiliegend das Sparschwein meiner Söhne mit einem Inhalt von 771g zu. Der entsprechende Geldbetrag ist im Rahmen meiner Eigenbeteilung an das zuständige Sozialamt in Kassel abzuführen. Das Sozialamt bekommt eine Kopie dieses Schreibens, damit der Zahlungseingang ordnungsgemäß gebucht werden kann. Wir sind es leid, unsere gesparten Geldmittel an öffentliche Stellen abführen zu müssen. Wir wollen Ihnen damit deutlich machen, dass uns das Recht auf Sparen in erheblichem Maße verweigert wird und es ein Mehraufwand für alle Beteiligten ist."