Behinderte Menschen in der Armutsfalle
Die Armut in Deutschland ist auf einen neuen Höchststand von 15,7 Prozent angestiegen, so der Befund des aktuellen Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, der dieses Jahr wieder unter Mitwirkung weiterer Verbände und Fachorganisationen erschienen ist. Erstmals ist die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) Mitherausgeber. Nach Aussagen des Paritätischen markiert dieser Höchstwert einen mehrjährigen Trend wachsender Armut. Er fordert die Politik zu einem entschlossenen Handeln in der Arbeitsmarktpolitik, beim Wohnungsbau, in der Bildung und dem Ausbau sozialer Dienstleistungen und Angebote in den Kommunen auf. Voraussetzung für eine offensive Armutsbekämpfung sei ein rigoroser Kurswechsel in der Steuer- und Finanzpolitik.
Erstmals enthält der Bericht auch ein Kapitel zu "Behinderung und Armut", das Dr. Sigrid Arnade (ISL) und Claudia Scheytt (Paritätischer) gemeinsam verfasst haben. Auf der Pressekonferenz betonte Arnade: "Als Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland stellen wir fest, dass behinderte Menschen oftmals in der Armutsfalle festsitzen. Das betrifft vor allem Frauen mit Behinderungen. Obwohl es rechtliche Verpflichtungen und Instrumente gibt, dem entgegenzuwirken, passiert nichts. So wurde im vergangenen Jahr mit dem Bundesteilhabegesetz eine historische Chance vertan. Deshalb sind wir Mitherausgeberin des diesjährigen Armutsberichts geworden." (Komplettes Statement von Arnade sowie der ganze Armutsbericht - siehe Anlagen).
Der diesjährige Bericht erscheint unter dem Titel "Menschenrecht ist Menschenwürde" und wird neben dem Kapitel zur (regionalen) Armutsentwicklung in Deutschland auch wieder wie im vergangenen Jahr zusätzliche Aufsätze zur Armutsbetroffenheit einzelnen Personengruppen (Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche, Arbeitslose, Alte Menschen, Geflüchtete, Migranten, Menschen mit psychischer Erkrankung, neu: Menschen mit Behinderung) beziehungsweise Themen (Wohnungslosigkeit, Gesundheit und Armut) enthalten und somit vergleichbaren Umfang wie im vergangenen Jahr haben.
Unter http://www.der-paritaetische.de/armutsbericht kann man auch eine Internetseite freischalten, auf der neben dem Armutsbericht eine Postleitzahlensuche die Suche nach Armutsquoten auf regionaler Ebene ermöglicht. Bereits jetzt ist eine Anmeldung zum Armutskongress am 27. und 28. Juni in Berlin möglich unter www.armutskongress.de