"Bedarfsgerechte Pflege und Persönliche Assistenz -Vorschläge für die Praxis"

Seit über 20 Jahren setzen sich behinderte Menschen für Selbstbestimmung, gleichberechtigte Teilhabe und Persönliche Assistenz ein. Viel hat sich in dieser Zeit für behinderte Menschen verbessert - der Paradigmenwechsel vom Objekt der Fürsorge zum Akteur des eigenen Lebens kennzeichnet diesen Prozess. Ein vergleichbarer Wechsel der Betrachtungs- und Handlungsweisen steht für ältere Menschen noch aus.

 

 

Sie geraten bei Hilfebedürftigkeit sehr schnell in Abhängigkeit und in ein ausdifferenziertes Netz von stationären Angeboten, das nur der Not gehorchend in Anspruch genommen wird. Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Hilfen, die im Alter erforderlich werden, finden viel zu häufig in Heimen statt. Eine Veränderung hierbei ist umso wichtiger, als die Bürgerinnen und Bürger zukünftig andere Ansprüche an ein Leben im Alter haben werden. Sie werden sich nicht damit abfinden wollen, dass Selbstbestimmung für sie nicht möglich sein soll. Wir stellen hier die Erkenntnisse und Erfahrungen behinderter Menschen bei der Selbstorganisation ihrer Persönlichen Assistenz vor. Dabei wollten wir auch die Frage beantworten, ob diese Erfahrungen auf die Lebenssituation älterer Menschen übertragbar sind. Denn gerade hochbetagten Menschen, die ohne Hilfe und Unterstützung nicht mehr leben können, bleiben nur die Möglichkeiten der Familienpflege mit oft überforderten Angehörigen oder eine Heimunterbringung. Die ISL ist der bundesweite Dachverband der Zentren für selbstbestimmtes Leben, in denen behinderte Menschen ihre Interessen selbst vertreten. Der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben ist es ein zentrales Anliegen, Sondereinrichtungen für behinderte Menschen überflüssig zu machen.

Ist es denn nicht illusorisch, Persönliche Assistenz für eine Frau oder einen Mann mit Altersdemenz zu fordern? Dies ist eine der Fragen, den wir mit dieser Schrift nachgehen wollen. Es zeigt sich, dass vielen Menschen die Heimunterbringung alter hilfebedürftiger Menschen alternativlos zu sein scheint. Es fehlt ganz offensichtlich die Vorstellung einer vollständigen ambulanten Unterstützungslandschaft. Wir wollen in den so wichtigen Dialog über menschenwürdige Unterstützung hilfebedürftiger Menschen zu treten. Dabei stellen wir den Bezug zur Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung.