Blick zurück nach vorn - Wechsel in der ISL - Geschäftsführung

Mit dem Wechsel von Jena nach Berlin zum 1. Januar 2010 will die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. - ISL ihre Lobbyarbeit für behinderte Menschen verstärken. Das Motto "Nichts über uns ohne uns!" soll nun noch wirkungsvoller in der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland verwirklicht werden.

Die scheidende Geschäftsführerin Barbara Vieweg nimmt diesen Wechsel zum Anlass, auf die Arbeit der letzten Jahre zurückzublicken. Meine Zeit als Geschäftsführerin der ISL stand seit 2001 zunächst ganz im Zeichen des Paradigmenwechsels von der Fürsorge zur Selbstbestimmung in der Behindertenpolitik - eine Forderung, die die ISL seit ihrem Bestehen vertreten und begründet hat. Das Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) und das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) seien Gesetze, so Vieweg, die Menschen mit Behinderung als Expertinnen und Experten in eigener Sache verstehen. Diese Gesetze sollten nach Ansicht der ISL aber mit Leben erfüllt werden, so dass jeder Mensch mit Behinderung dies auch in seinem Leben erfahren könne. Hier seien in den letzten Jahren nur Teilerfolge erzielt worden, betont Vieweg und fordert: Wenn das SGB IX und das BGG nur eine geringe Wirkung entfalten, dann müssen deren Regelungen auf den Prüfstand, insbesondere was die Verbindlichkeit dieser Gesetze betrifft. Neben der Verabschiedung neuer Gesetze, so die scheidende Geschäftsführerin, mussten Menschen mit Behinderungen gleichzeitig eine Verschlechterung der sozialen Absicherung erleben. Schon vor 20 Jahren habe die ISL einen umfassenden einkommens- und vermögensunabhängigen Anspruch auf Persönliche Assistenz gefordert. Diese Forderung sei heute so aktuell wie damals und finde in der gemeinsamen Kampagne von ForseA und ISL für ein Teilhabesicherungsgesetz seinen Ausdruck. Die ISL, betont Vieweg, habe sich immer auch als Teil einer weltweiten Bürgerrechtsbewegung behinderter Menschen verstanden: Wurden wir anfänglich dafür noch belächelt, so ist diese neue Sichtweise mit der Ratifizierung der UN- Behindertenrechtskonvention durch die Bundesregierung nun auch in Deutschland angekommen und die Konvention wird uns in den nächsten Jahren eine verlässliche Richtschnur sein. Die ISL proklamiere Selbstbestimmung nicht nur, sondern lebe Selbstbestimmung auch durch die vielen Zentren für selbstbestimmtes Leben in Deutschland: Für die Unterstützung durch die Zentren möchte ich an dieser Stelle meinen besonderen Dank sagen. Der neuen Geschäftsführung wünsche ich einen guten Rutsch ins neue Jahr und in die neuen Aufgaben!