Runder Tisch gegen Missbrauch ist unvollständig

Der runde Tisch gegen sexuellen Missbrauch, der am 23. April erstmals tagen soll, ist nach Ansicht der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. - ISL nicht breit genug besetzt: Ministerin Schröder verbreitet in einer Presseerklärung, dass der runde Tisch breit aufgestellt werden solle, um nachhaltige Lösungen zur Prävention zu erarbeiten. Von einer solch breiten Aufstellung kann aber keine Rede sein, wenn externer Sachverstand aus Reihen der Behindertenverbände nicht vertreten ist, kritisiert Geschäftsführerin Sigrid Arnade.

Zwar seien die Wohlfahrtsverbände als Einrichtungen der Behindertenhilfe eingeladen, aber weder der Deutsche Behindertenrat, noch ISL oder Weibernetz seien eingeladen worden. Bereits Ende März, so Arnade, habe die ISL einen Brief an Ministerin Schröder geschrieben und sie darauf aufmerksam gemacht, dass behinderte Menschen noch häufiger Opfer sexueller Übergriffe werden als nichtbehinderte Frauen und Männer, da die strukturelle Bedingungen in Institutionen oftmals Gewalt und sexuelle Ausbeutung begünstigten. Leider haben wir bis zum heutigen Tag keinerlei Reaktion aus dem Ministerium erhalten, berichtet Arnade. Da nach Presseberichten auch die Fachorganisationen Wildwasser und Tauwetter nicht am runden Tisch vertreten sein sollen, befürchten wir, dass wesentliche Bereiche nicht berücksichtigt werden und die Situation behinderter Menschen wieder einmal außen vor bleibt. Das steht in klarem Widerspruch zu Artikel 16 der UN-Behindertenrechtskonvention, der sich mit der Verhinderung von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch befasst.