Behinderte Menschen bei Entwicklungszusammenarbeit einbeziehen!
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Erstellt: Freitag, 30. April 2010 12:47
Wir haben uns darauf verständigt, dass das Thema der Entwicklungszusammenarbeit im bundesweiten Aktionsplan zur Behindertenrechtskonvention verankert werden soll. Dieses Ergebnis berichtet Dinah Radtke, Sprecherin für internationale Zusammenarbeit der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben Deutschland (ISL), nach einer Fachkonferenz in Bonn.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bestimmungen der Konvention ist der entsprechende Artikel 32 in Deutschland leider kaum bekannt. Menschen mit Behinderung, so Radtke, wurden bislang bei Maßnahmen der Armutsbekämpfung und an-deren wichtigen entwicklungspolitischen Maßnahmen in der sogenannten Dritten Welt nur am Rande beachtet und nicht einbezogen. Dadurch, dass sie nicht ausdrücklich erwähnt wurden, blieben sie häufig unsichtbar und ihre Belange wurden kaum berücksichtigt. Damit sich dies ändert und um einen Erfahrungsaustausch mit gegenseitigem Lernen zu ermöglichen, hatte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die großen Geberorganisationen, Behindertenverbände, Verbände der Entwicklungszusammenarbeit sowie Bundesministerien zu einem Runden Tisch "Inklusion von Menschen mit Behinderungen in die Entwicklungszusammenarbeit" eingeladen. Als aktuelles Beispiel in der Diskussion diente die Situation nach dem Erdbeben in Haiti. MitarbeiterInnen des BMZ berichteten, dass Einigkeit darüber herrsche, die Wiederaufbauleistungen in Haiti mit der Auflage der Barrierefreiheit zu verbinden. Bei der Not- und Übergangshilfe und der Erreichung der UN-Milleniumsziele, die die Armut auf der Welt reduzieren sollen, seien behinderte Menschen bereits schon jetzt in Projekte mit einbezogen worden. Behinderung, so Radtke, werde im BMZ bereits jetzt als Querschnittsthema gesehen und soll in Zukunft in der Arbeit des Ministeriums noch stärker berücksichtigt werden. So gebe es dort einen Arbeitsbereich, der sich speziell mit der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention befasse. Die Zusammenarbeit mit Organisationen von Menschen mit Behinderungen werde ebenfalls sehr gewünscht, berichtet Radtke, nicht nur für die Projektarbeit in Ländern des Südens, sondern auch hier in der Bundesrepublik. Beispielhaft seien Länder wie Finnland erwähnt worden, in denen sich Menschen mit Behinderungen schon seit Längerem aktiv in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren. Es herrschte so etwas wie eine Aufbruchstimmung an diesem Tag, ist das Fazit von Radtke. Der Runde Tisch hat die Teilnehmenden sehr motiviert, sich enger zu vernetzen, denn eine enge Zusammenarbeit ist bei diesem Thema unverzichtbar. Weitere Informationen: Handbuch für inklusive Entwicklung "Gewusst wie - Menschen mit Behinderung in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit einbeziehen. Download unter www.venro.org (Rubrik Publikationen)