Degener in UN-Ausschuss: Garant für die Selbstbestimmung behinderter Menschen
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- Erstellt: Donnerstag, 02. September 2010 16:26
Am 1. September wurden in New York die Mitglieder zum „Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen“, dem Überwachungsgremium zur Behindertenrechtskonvention, gewählt. Das Gremium hat jetzt 18 Mitglieder, vorher waren es 12. Die deutsche Kandidatin Prof. Dr. Theresia Degener war erfolgreich.
Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland – ISL e.V. hat die Kandidatur von Frau Degener unterstützt. Mit der ISL-Geschäftsführerin Dr. Sigrid Arnade hat der Internetnachrichtendienst kobinet-nachrichten.org ein Interview geführt.
Kobinet: Frau Arnade, was sagen Sie angesichts des Erfolgs von Theresia Degener?
Arnade: Erst einmal möchten wir unsere herzlichen Glückwünsche über den Atlantik an Theresia Degener senden! Trotz ihrer herausragenden Qualifikationen war ihre Wahl keineswegs sicher, denn es gab viele KandidatInnen. Außerdem spielen bei einer solchen Wahl viele unberechenbare Faktoren eine Rolle und leider nicht nur sachliche Argumente.
Danken möchte ich an dieser Stelle auch allen anderen, die die Kandidatur von Theresia Degener unterstützt haben. Das waren vor allem das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die KollegInnen aus dem Deutschen Behindertenrat. Die ISL e.V. hat als deutscher Zweig von Disabled Peoples´ International natürlich ihre internationalen Kontakte aktiviert, aber es gab vermutlich viele weitere Initiativen, die uns nicht alle bekannt sind.
Theresia Degeners Wahl ist die konsequente Fortsetzung der aktiven Rolle, die Deutschland schon während der Verhandlungen zur Behindertenrechtskonvention sowohl von Regierungsseite aus als auch von den Behindertenverbänden aus gespielt hat.
Kobinet: Welche Vorteile hat es Ihrer Ansicht nach, dass Frau Degener Mitglied des Ausschusses geworden ist?
Arnade: Ein kompetenteres Ausschussmitglied als Theresia Degener kann es gar nicht geben: Sie ist seit mindestens 30 Jahren in der Behindertenbewegung aktiv. Sie ist eine ausgewiesene Menschenrechtsexpertin und sie hat die Verhandlungen zur Behindertenrechtskonvention als Mitglied der deutschen Regierungsdelegation von Anfang an begleitet. Mit diesen Eigenschaften wird sie die Arbeit des Ausschusses qualitativ bereichern können. Theresia Degener ist außerdem Feministin und wird sicherlich besonderes Augenmerk darauf legen, dass die Staaten ihren Verpflichtungen in Bezug auf Frauen mit Behinderungen nachkommen.
Das Beste ist, dass Theresia Degener den menschenrechtsorientierten Geist der Behindertenkonvention nicht nur kennt, sondern ihn verkörpert und lebt. In dieser Authentizität ist sie ein Garant dafür, die Selbstbestimmung behinderter Menschen weltweit voranzubringen.
Kobinet: Wird die Wahl von Theresia Degener Ihrer Meinung nach die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention in Deutschland beeinflussen?
Arnade: Sicherlich nicht unmittelbar. Aber die Tatsache, dass eine Kennerin der Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderungen sowie der Behindertenpolitik in Deutschland Mitglied des Ausschusses ist, wird möglicherweise zu verstärkten Anstrengungen führen, die Konvention mit Leben zu erfüllen. Zu hoffen ist auch auf einen indirekten Einfluss von Theresia Degener als Ausschussmitglied auf die Qualität der Berichterstattung zur Behindertenrechtskonvention.