Behinderte Migrantinnen und Migranten sichtbar machen!

Ein Porträt von H.- Günter Heiden (c) ISL e.V.„Es ist an der Zeit, endlich auch behinderte Männer und Frauen mit einem Migrationshintergrund sichtbar zu machen!“ hat H.- Günter Heiden von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) anlässlich des heutigen Integrationsgipfels gefordert. In der Regel sei es, so Heiden, weder üblich, dass Menschen mit Behinderung unter dem Aspekt einer Zuwanderungsgeschichte betrachtet werden, noch sei es üblich, dass Menschen mit Migrationshintergrund unter dem Aspekt einer Behinderung oder chronischen Erkrankung betrachtet werden. Im Vordergrund der derzeitigen Integrationsdebatte stünden zunächst Vorurteile, dann Spracherwerb, Einbürgerung, Arbeit, Ausbildung, Wohnen, die Situation von Frauen und Mädchen und - meist zuletzt - Fragen der Gesundheit. Fragen zu „Behinderung“ seien dabei noch kaum Gegenstand der Debatte. Dabei gibt es laut Heiden vielerlei Gemeinsamkeiten: „Zugangsbarrieren, die Inklusion verhindern, sind teilweise gesetzlich verankert; beide Gruppen werden als Problem wahrgenommen; beide Gruppen erfahren Diskriminierung auf individueller, struktureller und institutioneller Ebene“. Als weitere wichtige Parallele sieht Heiden den Kampf beider Gruppen um Rechte und Teilhabe und die Notwendigkeit von Empowerment und der Bildung von unterstützenden Netzwerken. Bei der ISL gibt es derzeit in Berlin, Mainz und Stuttgart Projekte, die Behinderung und Migration zusammen bearbeiten.

Um behinderte Männer und Frauen mit nicht-deutschen Wurzeln wirklich sichtbar zu machen, sei es zunächst wichtig, die statistischen Grundlagen dafür zu schaffen, so Heiden. „Die Zahl der schwerbehinderten Personen mit nicht deutscher Staatszugehörigkeit beträgt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 294.121 Menschen, davon sind 179.914 Männer und 114.207 Frauen. Legt man jedoch das neue und weiter gefasste Kriterium „Migrationshintergrund“ zugrunde, müssten es mindestens doppelt so viele sein“.

Gerade auch angesichts des morgigen Maßnahmenkongresses zur Umsetzung der UN-Konvention müsse der Bereich „Behinderung und Migration“ ein wichtiges Querschnittsthema sein, fordert die ISL.