Behindert - Was darf ich werden?
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- Erstellt: Mittwoch, 14. September 2011 09:55
Ein WDR-Film über Werkstätten, die „freie Berufswahl“ und das Persönliche Budget
Wie etablierte Institutionen die Umsetzung der freien Berufswahl behindern, zeigt der WDR-Film „Behindert - Was darf ich werden?“ am Montag, dem 19. September. Ein Jahr lang hat die Düsseldorfer Journalistin Renate Günther-Greene in einer TV-Dokumentation für die WDR-Sendereihe "die story" zwei Jugendliche begleitet. Der Film demonstriert die Verfehlungen des Systems in der Umsetzung des Rechts auf freie Berufswahl und macht Hoffnung auf Veränderung, unter anderem durch das Persönliche Budget.
Melanie Reifenberg (siehe Foto) lebt mit Down-Syndrom und möchte gerne in einem Kindergarten arbeiten. Zur Zeit hat sie dort einen sogenannten Außenarbeitsplatz der Werkstatt. Der Kindergarten würde sie gerne übernehmen. Aber dafür bräuchte sie das persönliche Budget, um einen direkten Vertrag mit dem Kindergarten abzuschließen.
Christopher Klemmer lebt mit Asperger, einer Form des Autismus. Sein Wunsch ist es, Archivar zu werden, und in seinem letzten Schuljahr hat er neben der Förderschule auch mehrere Praktika gemacht, eines bei der Stadt Castrop-Rauxel mit Erfolg und beispielhafter Unterstützung der zuständigen Institutionen. Seine Chancen, die Lehrstelle zu bekommen, sind gut.
Ganz anders als bei Melanie: Ihre Mutter und der Kindergarten scheitern immer wieder an der Werkstatt und am zuständigen Sozialhilfeträger, dem Landschaftsverband. Warum? Die Werkstatt bekommt viel Geld für die Behinderten und argumentiert, das Geld sei für die Betreuung Melanies im Kindergarten, obwohl der Kindergarten längst die Ausbildung von Melanie übernommen hat. Die Lösung für Melanie Reifenbergs Wunsch wäre das persönliche Budget für Arbeit aus dem SGB IX, das ihr einen direkten Vertrag mit dem Kindergarten und eine weitere teilweise Anbindung an die Werkstatt möglich machen würde, weil sie nur so eine Sozialabsicherung und Behindertenrente garantiert hätte. Doch dagegen wehren sich seit Jahren der Sozialhilfeträger LVR in Köln und die zuständige Franz Sales Werkstatt in Essen.
Melanie findet in Uwe Frevert, selbst behindert und Vorstandsmitglied der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL), einen tatkräftigen Mitkämpfer für die Durchsetzung des persönlichen Budgets für Arbeit. Er selbst finanziert sich mit dem persönlichen Budget schon seit Jahren eine Arbeitsassistenz, die ihm seine Arbeit für Menschen mit Behinderung erst möglich macht.
"die story" zeigt am Beispiel der beiden Jugendlichen, wie sehr ihr Schicksal vom Eigeninteresse der Behindertenwerkstätten bestimmt wird und wie sehr diese daran festhalten, die Gelder für die behinderten Beschäftigten, die hier arbeiten, zu behalten.
Im WDR-Fernsehen in der Reihe "die story" (mit Untertiteln)
Montag, den 19. September 2011, 22:00 - 22:45
Wiederholung am Donnerstag, den 22.9. 14:15 – 15:00 Uhr
Auf eins extra: Donnerstag, 22.09.11 von 20:15 - 21:00
Infos zum Film:
http://www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbeitraege/2011/0919/behindert.jsp
Der Trailer zum Film unter:
http://www.youtube.com/watch?v=8AWYV_TKNSY&feature=youtu.be
Hintergrund:
Im Jahr 2008 wurden beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales 6.958 Persönliche Budgets gemeldet. Der Bundesverband „Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland" e.V. – Die ISL betreibt im Auftrag des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) eine Hotline zur Beratung zum Thema Persönliches Budget. Unter der Telefonnummer 01805 4747 12 (14 Cent pro Minute; kostenlos per mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) erreichen Sie wochentags kompetente Berater /-innen der ISL.
Kobinet berichtete bereits im April 2011 über das Geschehen:
http://www.kobinet-nachrichten.org/cipp/kobinet/custom/pub/content,lang,1/oid,26427/ticket,g_a_s_t