Und es geht doch! Inklusion kann Wirklichkeit werden – ein Praxisbericht

Kati W. mit Luftballon und einem Kind (c) JZSLKati W. ist eine junge Frau mit Down-Syndrom und hat es geschafft: Sie hat als Erste in Thüringen den Berufsbildungsbereich als betriebliche Ausbildung (Betrieblicher Berufs Bildungsbereich) auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt absolviert und hat nun in ihrer Ausbildungsstelle ihren Traumarbeitsplatz gefunden. Der Weg dahin war nicht einfach:

Kati besuchte eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung und sollte, wie üblich, den Weg in die WfbM gehen. In diesem Rahmen konnten ihre vorhandenen Potenziale jedoch nicht voll ausgeschöpft und weiter entwickelt werden. Deshalb absolvierte Kati bereits während ihrer Schulzeit in der Ober- und der Werkstufe zusätzlichsieben  längere Praktika in verschiedenen Bereichen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Unterstützt wurde sie dabei vom Jenaer Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen (JZsL). Dabei hat sich gezeigt, dass Katis Stärken im Bereich Küche/Hauswirtschaft liegen. Gegen Ende der Schulzeit stellte sich nun die Frage, wie weiter. Gemeinsam fanden Kati, das JZsL und die Eltern in der Kindertagesstätte „Schwabenhaus“ und dessen Träger Querwege e.V. in Jena einen Partner, der bereit war, neue Wege zu gehen.


Zufälligerweise war Kati seinerzeit eines der ersten Integrationskinder bei der Kitaeröffnung. Also haben alle gemeinsam viel geschrieben, diskutiert, gekämpft und es geschafft, die Agentur für Arbeit zu überzeugen: Im  September 2010 begann Kati ihre zweijährige Ausbildung im „Schwabenhaus“. Ihr wurde der Berufsbildungsbereich in Form eines Persönlichen Budgets bewilligt. Sie absolvierte vier Tage pro Woche den praktischen Teil im „Schwabenhaus“ und einen Tag die theoretische Ausbildung im JZsL.

Der organisatorische Aufwand war für alle extrem hoch: Vieles musste geplant und geregelt werden – von der Kranken- und Rentenversicherung über die zu leistenden Aufgaben, die Halbjahresberichte an die Agentur bis hin zur Suche nach einer Weiterbeschäftigung. Doch die Mühen haben sich gelohnt. Kati hat sich enorm gut entwickelt und die Eltern blicken mit Stolz auf ihre Tochter. Den Berufsbildungsbereich hat Kati erfolgreich absolviert und arbeitet nun als Assistentin für Hauswirtschaft im „Schwabenhaus“.

Möglich war dies, weil alle, Eltern, Querwege, das JzsL und die Ämter an einem Strang zogen und zu guter Letzt ein Persönliches Budget für den Arbeitsbereich zugesagt  wurde. „Arbeitgeber“ ist dabei der Querwege e.V. Kati W. ist stolz darauf, jetzt eine Kollegin zu sein. Sie freut sich tagtäglich auf ihre Arbeit und die Kinder in der Kita. Alle Beteiligten wünschen sich, dass diese Möglichkeit noch viel mehr jungen Menschen mit Behinderung offen steht, Bewilligungen nicht mehr ewig erkämpft werden müssen und dass Verschiedenartigkeit immer mehr zur Normalität wird.