Eli Osewald informiert an Schulen

Osewald Eli 330Eli Osewald sprüht vor Energie und ist nicht nur in sportlichen Fragen sehr ehrgeizig. Als Inklusionsbotschafterin im Rahmen eines von der Aktion Mensch geförderten und der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) durchgeführten Modellprojekts macht sie die Sportart Showdown bekannter und geht als blinde Frau an Schulen, um für Inklusion zu werben. kobinet-Redaktuer Ottmar Miles-Paul sprach mit der engagierten Frau über ihr Wirken.

kobinet-nachrichten: Als Inklusionsbotschafterin haben Sie sich u.a. auf die Fahnen geschrieben, die Sportart Showdown in Deutschland bekannter zu machen und mit voran zu bringen? Was ist Showdown genau und wie geht es mit der Sportart voran?

Eli Osewald: Showdown ist eine Mischung aus Tischtennis und Airhoky. Zwei sich gegenüberstehende Personen versuchen, mit einem Schläger aus Holz einen hörbaren Hartplastik-Ball in das gegnerische Tor zu schlagen. Es ist zwar ursprünglich ein Sport für Menschen mit Sehbehinderung, da aber alle eine Dunkelbrille zur Chancengleichheit tragen müssen, kann und wird dieses Spiel auch von Interessierten ohne Seheinschränkung gespielt. Viele Infos sind auf www.showdown-germany.de nachzulesen. In den letzten fünf Jahren ist der Sport in Deutschland gewachsen. Es gibt über 25 Spielorte, die ein regelmäßiges Training anbieten. Und im nächsten Jahr starten wir den Versuch mit einer Bundesliga, damit die Spielerinnen und Spieler in Deutschland mehr Turnier-Praxis erlangen können.

kobinet-nachrichten: Sie sind selbst als Showdown-Spielerin aktiv und haben schon an einigen Turnieren teilgenommen. Wie lief es bisher und was steht demnächst an?

Eli Osewald: Ich spiele gerne, bin aber keine Spielerin, die Turniersiege vorweisen kann, sondern lande eher im mittleren Drittel, was mich aber nicht von Teilnahmen abhält. Ich bin froh, dass ich in diesem Jahr an der Süddeutschen Meisterschaft den achten Platz von 23 Teilnehmenden erlangen konnte und mich somit gerade noch für die Deutsche Meisterschaft, die im April 2016 ansteht, qualifiziert habe. Dieser Platz ist nicht die optimale Start-Position, aber für mich zählt: Dabeisein ist schon viel wert.

kobinet-nachrichten: Sie engagieren sich aber auch in Sachen schulische Inklusion und gehen an Schulen. Was machen Sie da genau und was ist Ihr Ziel?

Eli Osewald: Was ich in einer Doppelstunde im Unterricht anbiete, ist etwas abhängig vom Alter der Schülerinnen und Schüler. Zuletzt besuchte ich eine fünfte Klasse, die im naturwissenschaftlichen Unterricht über die Sinne sprachen. Hier zeigte ich den Kindern die Blindenschrift und einige meiner Alltagsgegenstände wie die sprechende Küchenwaage, mein Blindenstock, aber auch mein Smartphone, mit dem ich über die Sprachausgabe viele nützlichen Apps auch als Blinde bedienen kann. Da die Kinder aber keinen Monolog durch mich erleben sollten, bat ich die Lehrerin darum, dass sich jedes Kind eine Frage an mich überlegen sollte. Es war Interessant, wie sich die Kids Gedanken gemacht haben und wissen wollten, wie man Einkaufen kann, Farben erlebt, was man für Berufe ausüben kann, wie man träumt und so weiter. Das zeigte mir, dass sie sich mit der Blindheit gedanklich auseinandergesetzt haben.

Spannend finden die Kinder aber jedes Mal auch, wenn sie mir nacheinander einen Gegenstand in die Hand geben dürfen, den ich möglichst schnell erkennen muss. Wichtig ist mir, dass die Kinder bemerken, dass eine blinde Person im Leben klar kommt, dass sie aber durchaus auch auf Hilfen angewiesen ist und sich darüber freut, wenn sie Hilfe im Straßenverkehr angeboten bekommt. Es geht mir bei solchen Besuchen darum, Hemmungen vor Menschen mit Behinderung abzubauen. Und die Offenheit der Kinder zu erleben, bereitet mir Freude und ermutigt mich immer wieder, solche Besuche anzubieten.

kobinet-nachrichten: Wie schätzen Sie die Situation in Sachen schulischer Inklusion ein. Was braucht es da noch in Frankfurt?

Eli Osewald: Das ist eine schwere Frage: Es gibt in Frankfurt die integrierten Gesamtschulen, die zum einen Kinder mit unterschiedlichem Leistungsniveau, aber auch Kinder mit verschiedenen Einschränkungen in einer Klasse wohnortnah, also inklusiv, beschulen. Das finde ich prima! Wenn aber diese Schulen jedes Jahr aufs Neue darum kämpfen müssen, geeignete Lehrer-Stellen für diese diversen Bedürfnisse besetzen zu können, ja gefördert zu bekommen, dann merke ich, dass es vor allem an der Einsicht der Politiker und am mangelnden Geld liegt. Die Lehrer, Schulleiter und Elternschaft kämpfen zusammen mit den betroffenen Schülern jährlich, dass gerade Schüler mit Förderbedarf nicht nach einer neunten Klasse die Schule verlassen müssen. Das stimmt mich traurig und nachdenklich.

Wie es in Frankfurt beispielsweise an Gymnasien mit der Inklusion voran geht, weiß ich nicht so gut einzuschätzen, da ich meine Kinder ganz bewusst auf eine integrierte Gesamtschule geschickt habe. Ich möchte sehr gerne einmal eine Unterrichtseinheit an einem Gymnasium gestalten und hoffe, das mir hier noch ein Kontakt zu einer Schule positiv gelingen wird.

kobinet-nachrichten: Dann drücke ich fest die Daumen und wünsche weiterhin viel Erfolg als Inklusionsbotschafterin