Von der Diskussion zum Teilhabegesetz abgehängt

Bild von Josef StröblKassel (kobinet) Josef Ströbl ist ein alter Kämpfer für die Rechte von Menschen mit Lernschwierigkeiten. So setzt er sich eigentlich von Anfang an für eine Leichte Sprache und für das Recht von Menschen mit Lernschwierigkeiten ein, mitten in der Gesellschaft statt in Sonderwelten leben zu können. Doch die derzeitige Diskussion zum Bundesteilhabegesetz bringt auch Josef Ströbl an Grenzen. "Wir Menschen mit Lernschwierigkeiten sind dabei abgehängt worden", erklärte der Inklusionsbotschafter und Vorstand von Mensch zuerst gegenüber den kobinet-nachrichten.

"Erstens, es ist sehr sehr schwer für uns Menschen mit Lernschwierigkeiten, dass uns jemand sagen kann, was die Politik sich jetzt genau mit dem neuen Bundes-Teilhabe-Gesetz ausgedacht hat. Dazu gibt es kaum Informationen in Leichter Sprache", kritisiert Josef Ströbl. "Für uns gibt es sehr viele Punkte, wo wir uns fragen: sind die gut oder schlecht. Als einen wichtigen Punkt das mit den 9 Lebensbereichen, wo man dann mindestens in 5 Bereichen Unterstützung braucht. Wenn ich von mir persönlich ausgehen tu, müsste ich mich ja schlechter machen, um Unterstützung zu kriegen. Aber es wäre, ich täte das Geld vielleicht noch kriegen, aber eine neue Person mit Lernschwierigkeiten täte das dann nicht mehr kriegen." Wenn dann am Ende in den Akten stehe, was man alles nicht könne, dann kann das leicht dazu führen, dass man wieder im Heim landet, befürchtet Josef Ströbl.

Mit einem weiteren Punkt hat Josef Ströbl auch Probleme: "man sagt dann in schwerer Sprache Zwangs-Poolen. So wie ich das verstanden habe und man mir das übersetzt hat, dass ich mir mit mehreren Personen eine Assistenz teilen soll. Das heißt zum Beispiel, ich möchte abends in Kino, die zweite zu unterstützende Person aber nicht. Was würden wir natürlich sagen, bevor wir gar nichts mehr bekommen, Ja, obwohl das ganz ganz schlecht ist für uns", befürchtet Josef Ströbl. Am Ende würden dann Menschen mit Lernschwierigkeiten ihre Selbstbestimmung verlieren und zur Anpassung gezwungen.

"Jetzt ist die aller aller aller letzte Chance für die Politik, wirklich mit vielen Menschen mit Behinderungen und Expertinnen und Experten in eigener Sache zu reden. Sie sollen die Forderungen wirklich ernst nehmen. So, wie es jetzt zurzeit ist, gibt es wenige Sachen, die gut sind. Die guten Sachen sind aber mit vielen ABERS. Und so wie es jetzt aussieht macht das Gesetz uns Menschen mit Behinderungen sehr schlecht. Wir von Mensch zuerst sagen, das Schlimme ist ja daran, dass Menschen mit Behinderungen schon seit vielen vielen Jahren versuchen, mit der Politik zu reden und dass sie leider nicht gut zugehört haben, das was wir Menschen mit Behinderungen gesagt haben", zeigt sich Josef Ströbl frustriert über den vorliegenden Gesetzentwurf.