Was macht Diana Hömmen

Diana HömmenLöningen (kobinet) Diana Hömmen aus Löningen bei Osnabrück engagiert sich seit Mai 2015 als Inklusionsbotschafterin in einem von der Aktion Mensch geförderten und von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) durchgeführten Projekt für InklusionsbotschafterInnen mit. Die kobinet-nachrichten haben bei der mittlerweile in den Rat von Löningen im Gesundheitswesen sehr aktiven Frau nachgefragt, was sie derzeit macht und was sie beschäftigt.

kobinet-nachrichten: Was macht Diana Hömmen derzeit?

Diana Hömmen: Zurzeit arbeite ich als pädagogische Mitarbeiterin, die Arbeit mit den Kindern ist für mich Inspiration und Kraftgeber, sie sind einfach ehrlicher. Wenn Bedarf ist arbeitet ich auch für das Projekt Lernen, um inklusive Kinder in der Schule zu begleiten. Die Weiterbildung zur Pflege- und Inklusionberaterin hilft mir dabei immer wieder.

kobinet-nachrichten: Sie machen sich als Inklusionsbotschafterin vor Ort für konkrete Veränderungen und die Inklusion stark?

Diana Hömmen: Entscheidend ist in diesem Auseinandersetzungsprozess, dass die eigene Haltung, das Menschen- und Gesellschaftsbild eine Ausformung erlebt, die bewusster auf inkludierende Einstellungen und inklusives Verhalten zielt. Inklusion als Haltung kann überall anfangen, hört aber nie auf. Inklusion ist ein lebendiger Prozess, der von unterschiedlichen Standorten gestartet und weitergeführt werden kann, wie zum Beispiel auf der Kreisebene in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften wie beim Thema Gesundheit, beim Leader-Programm der EU usw. Inklusion ist eine Haltung, eine persönliche Einstellung, mit der jede/r im privaten oder beruflichen Umfeld immer wieder etwas Neues entdecken und bewirken kann. Es zeigt sich in unserem Denken und Handeln. Als Inklusionsbotschafterin bin ich immer auf Expeditionstour und bringe für meine Arbeit immer etwas Neues mit, der Blick über den Tellerrand hinaus ist wichtig.

kobinet-nachrichten: Seit kurzem sind Sie auch kommunalpolitisch aktiv und wurden am 11. September 2016 in den Rat von Löningen bei Osnabrück gewählt. Wie war der Wahlkampf?

Diana Hömmen: Seit den 90er Jahren betreibe ich Kommunalpolitik. Der Wahlkampf war gut, aber die Bürgerinnen und Bürger haben noch nicht so recht verstanden, dass im 21. Jahrhundert eine Wende der Sozialpolitik ansteht. Wahlmüdigkeit war zu spüren und das ist nicht gut.

kobinet-nachrichten: Wie sind Ihre ersten Eindrücke von der Kommunalpolitik und lässt sich da in Sachen Behindertenpolitik etwas bewegen?

Diana Hömmen: Ja, es lässt sich etwas bewegen. Kommunen sind angehalten, sich mit der UN-Behindertenrechtskonvention, also mit der Behindertenpolitik auseinanderzusetzen. Dabei ist es wichtig, dass mehr Menschen mit Behinderung in der Kommunalpolitik tätig werden, Vorschläge zur Veränderung einbringen, Lösungen aufzeigen und durch Rückschläge lernen, nicht nachzulassen. Zudem gilt es, alte Strukturen anzukratzen, diese aufzubrechen und letztendlich aufzulösen und sich für neue, effektive Strukturen im Sinne der Inklusion und Menschenrechte behinderter Menschen, stark zu machen.

kobinet-nachrichten: Sie haben sich auch für ein gutes Bundesteilhabegesetz eingesetzt. Wie schätzen Sie das nun vorliegende Ergebnis ein?

Diana Hömmen: Insgesamt wurde das Ziel der UN-Behindertenrechtskonvention, das Menschenrecht auf uneingeschränkte, wirksame und gleichberechtige Teilhabe umzusetzen, längst nicht erreicht. Allenfalls ist eine neue Basis geschaffen worden, auf der aufbauend dringend notwendige Weiterentwicklungen getroffen werden müssen. Dies betrifft unter anderen die Einführung eines Bundesteilhabegeldes, die vollständige Abschaffung von Regelungen zur Anrechnung von Einkommen und Vermögen und den Ausbau von Teilhabeleistungen im Bildungsbereich, um tatsächliche Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen zu erreichen. Die vom Deutschen Bundestag mit dem beschlossenen Erschließungsantrag geäußerte Erwartung, dass die Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen das geschaffene Recht in den konkreten Rechtsanwendungen stets im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention umsetzen wird, dürfte genauso trügerisch sein. Nun geht es drum, die neuen Regelungen genau zu sichten, diese aufzubereiten und über die Möglichkeiten und Grenzen des Gesetzes zu informieren und damit zu arbeiten. Es müssen die Lücken des Gesetzes aufgezeigt und die Menschenrechtsverletzungen durch Zwangspoolen oder Heimeinweisungen verhindert werden. Jetzt dran bleiben und den BundespolitikerInnen vor Ort ihre rosarote Brille von der Nase ziehen und die Wirklichkeit vor Augen führen.

kobinet-nachrichten: Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten, welche wären das?

Diana Hömmen: a, dass die Politik mehr Ehrlichkeit an den Tag legt, gerade in der Sozialpolitik und ihre Fehler eingesteht und b, einen Grundstock für die nächste Generation zu legen, in dem Inklusion normal ist und keine großen Debatten mehr geführt werden müssen.