Leichte Sprache als Geschenk und Anregung
Kassel: Als Josef Ströbl letztes Jahr sein Persönliches Budget vom Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) bewilligt bekam, hat sich der Streiter für eine Leichte Sprache vorgenommen, den Bewilligungsbescheid und die damit verbundene Zielvereinbarung in Leichte Sprache zu übersetzen und dem LWV zu übergeben. Heute war es soweit, der Inklusionsbotschafter Josef Ströbl von Mensch zuerst übergab dem Ersten Beigeordneten des LWV Hessen, Dr. Andreas Jürgens, die Übersetzungen für sein Persönliches Geld als Geschenk, verbunden mit der Anregung, dass dies zukünftig Schule macht.
"Ich habe mich gefreut, als ich letztes Jahr mein Persönliches Geld bewilligt bekommen habe. Aber das war gar nicht so leicht gewesen, das zu verstehen. Da waren viele schwere Worte in dem Brief drin. Und ich muss ja schließlich verstehen, worum es geht. Auch muss ich wissen, wieviel Geld ich genau bekomme. Und natürlich auch, was ich dafür tun muss. Deshalb habe ich mich dran gemacht und eine Übersetzung in Leichte Sprache machen lassen. Diese habe ich auch von Menschen mit Lernschwierigkeiten prüfen lassen. Denn ich will, dass es andere behinderte Menschen leichter mit ihrem Persönlichen Geld haben", erklärte Josef Ströbl zum Hintergrund der heutigen Übergabe der Unterlagen in Leichter Sprache an den LWV Hessen.
Das Persönliche Geld, wie es Josef Ströbl in Leichter Sprache nennt, bietet ihm die Unterstützung, die er benötigt, um als Inklusionsbotschafter aktiv zu sein. Mit dieser Unterstützung muss er nicht mehr in die Werkstatt für behinderte Menschen und kann sich einmischen, wenn es um die Rechte und Belange von Menschen mit Lernschwierigkeiten geht. So konnte Josef Ströbl, der sich auch im Vorstand von Mensch zuerst engagiert, beispielsweise an Anhörungen zum Behindertengleichstellungsgesetz im Bundesministerium für Arbeit und Soziales und an einer Anhörung der Bundestagsfraktion der Grünen im Deutschen Bundestag teilnehmen. Er setzt sich für Leichte Sprache ein und prüft Texte. Er hält Vorträge, mischt bei Tagungen mit und macht anderen Menschen mit Lernschwierigkeiten Mut, selbstbestimmter zu leben. Hätte Josef Ströbl die Unterstützung durch das Persönliche Budget vom LWV Hessen nicht bekommen, wäre es für ihn schwierig geworden, diese Tätigkeiten als Inklusionsbotschafter auszuüben. Denn er braucht beispielsweise Hilfe beim Beantworten von E-Mails, bei der Vorbereitung von Vorträgen, bei komplizierteren Fragen und bei Dienstreisen. "Ich wollte auf keinen Fall zurück in die Werkstatt für behinderte Menschen und bin sehr froh, dass ich das Persönliche Geld bekomme", so Josef Ströbl.
"Vielen Dank für die Arbeit. Es wird eine große Herausforderung sein - das weiß ich als Jurist besonders gut -, juristische Beischeide tatsächlich so zu formulieren und zu erläutern, dass sie auch für Menschen mit Lernbehinderungen wahrnehmbar sind. Aber das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen", erklärte Dr. Andreas Jürgens, Erster Beigeordneter des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV) bei der Übergabe der Unterlagen in Leichter Sprache durch Josef Ströbl.
Josef Ströbl möchte, dass es zukünftig auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten leichter wird, das Persönliche Geld und die damit verbundenen Briefe besser zu verstehen und zu nutzen. Deshalb hofft er, dass der LWV Hessen und andere Kostenträger ihre Unterlagen auch in Leichte Sprache anbieten. Seine Vorlage könnte dabei helfen, so dass er hierfür seine Beratung anbot. Für die Zukunft hat sich Josef Ströbl vorgenommen, über das Persönliche Geld für Arbeit (Budget für Arbeit) zu informieren. Denn damit könnten vielen anderen behinderten Menschen die Türen für eine Arbeit außerhalb der Werkstätten für behinderte Menschen geöffnet werden.