Willkommen im deutschen Wahnsinn
Freiberg (kobinet) Eigentlich wollte sich Ines Silbermann, wie viele Millionen andere Menschen während der Urlaubszeit, einfach nur erholen. Doch da hatte sie die Rechnung ohne die Widrigkeiten bei der Deutschen Bahn und den kaputten Aufzug in Freiberg gemacht. Die Inklusionsbotschafterin schickte folgenden Bericht an die kobinet-nachrichten.
Bericht von Ines Silbermann
Für den 29. Juli hatte ich (ganz vorbildlich) meine Bahnfahrt von Freiberg nach Dresden und von da ab weiter mit dem ICE zum Flughafen Halle/Leipzig angemeldet. 14 Tage vor der geplanten Fahrt musste ich leider feststellen, dass der Aufzug am Freiberger Bahnhof defekt war. Eine Woche später ging ich vorsichtshalber noch einmal zum Bahnhof, um zu schauen, ob der Fahrstuhl wieder intakt ist. Dies war leider nicht der Fall, sodass ich meine Urlaubsreise schon gefährdet sah.
Nach vielem hin und her telefonieren konnte mir leider keiner wirklich weiterhelfen – ich erfuhr lediglich, dass der Aufzug noch bis Mitte August defekt bleibt. Da mir die eventuelle Möglichkeit zu vage war, den Zug auf das andere, für mich ohne Fahrstuhl erreichbare Gleis, umzuleiten, bestellte ich ein Großraumtaxi zum nächstgelegenen Bahnhof. So lief auch alles nach Plan und ich konnte in den Urlaub starten. Eine Woche Berge, grüne Landschaft, Erholung, tolle Erlebnisse, nette Menschen ... - es war wunderschön.
Auf der Rückfahrt erfuhr ich dann am Informationsschalter des Leipziger Hauptbahnhofes, dass meine Zugfahrt nicht wie geplant nach Dresden geht (auf Grund Schienenersatzverkehrs und dortigem defekten Fahrstuhl). So wurde ich über Chemnitz nach Freiberg geleitet. Im Zug nach Chemnitz sitzend fiel mir ein, dass ich nun allerdings auf der Seite in Freiberg ankomme, wo der Aufzug ja defekt ist. Also rief ich sofort die 3S Zentrale (Service Zentrale für unser Gebiet) an und schilderte meinen Fall. "... wie kommen sie denn darauf, dass in Freiberg der Fahrstuhl kaputt ist? Dieser ist längst repariert ...", hieß es von dort. Ok, so gab ich mich mit der Aussage zufrieden, wobei ich mir da nicht so sicher war.
Als ich in Freiberg ankam, funktionierte ja immerhin schon mal der erste Aufzug, um nach unten zu gelangen. Am zweiten Aufzug musste ich jedoch wie befürchtet feststellen, dass dieser immer noch kaputt war. Da stand ich nun in Freiberg vor der Treppe und kam nicht rauf. Also erneut die 3S Zentrale anrufen und Hilfe und Aufklärung fordern. Die dortige Dame war zum Glück sehr nett und wollte mich mit Hilfe einer am Freiberger Bahnhof zurzeit stehenden Bahn von Gleis 2 auf Gleis 1 bringen lassen. Soweit die Theorie. Es scheiterte an der Praxis, der Lokführer fuhr leider auf dem falschen Gleis ein.
So kam mir die Idee, zwei Stationen weiter nach Oederan in die andere Richtung zu fahren, um dort den Fahrstuhl zu nutzen und auf der anderen Seite in Freiberg anzukommen. Jedoch hätte ich in Oederan noch eine Stunde Aufenthalt gehabt. (Und das ist ein klitzekleiner Bahnhof ohne Aufenthaltshalle – es war kalt, es regnete). Die Dame der Servicezentrale kümmerte sich deshalb darum, mich von einem Taxi in Oederan abholen zu lassen. Da das Taxi mich mit meinem E-Rollstuhl leider nicht transportieren konnte, musste ich 20 Minuten länger warten, bis der Fahrer mit einem speziellen Rollstuhltaxi zurück kam. Am späteren Abend erreichte ich dann endlich hungrig, müde und gelinde ausgedrückt, stinksauer meine eigenen 4 Wände.
Dieses Chaos schreit so zum Himmel. Ich war zum Urlaub in der Schweiz und gleich ein herzliches Willkommen im deutschen Wahnsinn. Die Taxiquittungen habe ich mit Bitte um Erstattung bei der Deutschen Bahn eingereicht. Die Mobilitätszentrale schrieb mir, dass sie nicht zuständig ist und mein Anliegen an den Kundendialog weitergeleitet hat. Jedoch kam auch von dort keine positive Antwort, sondern nur der Hinweis, mich an die Servicezentrale Fahrgastrechte der DB zu wenden. Von da bekam ich den Hinweis die Originalbelege zuzusenden. Nun warte ich auf weitere Reaktionen. Die letzte Erstattung meines IC Tickets wegen des Bahnstreikes dauerte immerhin auch ein halbes Jahr.